Ein gutes Bauchgefühl fängt im Darm an
Heute wissen wir dank moderner Mikrobiologie um die immense Bedeutung einer vielfältigen, im Gleichgewicht befindlichen Darmflora für den Körper und die Psyche unserer Haustiere.
Für diese äußerst komplexen Aufgaben ist ein intaktes Darmmilieu Voraussetzung. Wo gute Keime, insbesondere Milchsäurebakterien, siedeln, können sich unerwünschte Fäulnis- und Gärungsbakterien, Pilze und Krankheitserreger nur schwer einnisten oder ausbreiten. Eine Gefahr für die Darmflora sind Antibiotika, aber auch ballaststoffarme Kost, Nahrungsmittelzusätze und Konservierungsstoffe. Ebenfalls können Stress und hormonelle Einflüsse die Darmflora aus der Balance bringen. Ist das natürliche Gleichgewicht der Darmflora gestört, spricht man von einer Dysbiose. Diese kann auch Ursache für eine erhöhte Infektanfälligkeit sein.
Die Vielfalt des Mikrobioms ist entscheidend. Ein intaktes Darmmikrobiom, also die Gesamtheit aller darmbesiedelnden Mikroorganismen, zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Bakterienarten aus. Im Verbund bilden sie einen effizienten Schutzwall gegen Krankheitserreger. Umgekehrt kann eine Verringerung des Bakterienspektrums und der Keimgesamtzahl mit gesundheitlichen Störungen
und vorzeitigen Alterungsprozessen einhergehen. Im höheren Lebensalter ist der Artenreichtum des Mikrobioms generell verringert. Billionen von Bakterien, die vor allem den Dickdarm besiedeln, entscheiden wesentlich über Gesundheit und Krankheit. Diese Erkenntnis ist ungefähr seit der Jahrtausendwende wissenschaftlich belegt. Seitdem ist es technisch möglich, die Mikrobenpopulationen und ihre Funktionen detailliert zu untersuchen.
Auf den Zusammenhang hingewiesen haben allerdings schon vor mehr als 100 Jahren Pioniere wie der Grazer Professor Theodor Escherich oder der russische Bakteriologe und Nobelpreisträger Ilja Iljitsch Metschnikow. Ersterer ist übrigens Namensgeber des Bakteriums Escherichia coli (E. coli), von Letzterem stammt der berühmte Satz: „Der Tod sitzt im Darm“.
Die Forschung zum Mikrobiom und zu nutzbringenden Darmbakterien fristete lange Zeit ein Schattendasein. Angesichts der Entdeckung der Antibiotika lag der medizinische Fokus lange Zeit ausschließlich auf der Bekämpfung krankheitserregender Bakterien. Aber, Bakterien haben zu Unrecht einen schlechten Ruf!
Den rund 200 krankheitserregenden Arten steht eine riesige Anzahl entgegen, die für Menschen und Tiere harmlos oder sogar enorm vorteilhaft sind. Zu Letzteren zählen die nützlichen Darmbakterien, insbesondere die Milchsäurebakterien. Sie kommen ganz natürlicherweise im Darm vor, können aber ebenso über die Nahrung zugeführt werden.